Presse - Artikel von Doreen Fischer aus dem Freien Wort vom 04.06.2025
Da steht ein Klo auf dem Dach

Wie kommt denn da, in luftiger Höhe, mitten auf einem Hochhausdach, eine Toilette hin?
In der Aue II steht auf einem der Elfgeschosser ein Dixi. Per Kran wurde es auf 35 Meter hinauf befördert. Doch wozu?

In den 70er-Jahren wurde die Aue II in Suhl errichtet. Inzwischen haben die Wohnblocks schon teils mehr als 50 Jahre auf dem Buckel. Das Alter macht sich freilich auch an den Dächern bemerkbar. Damit gar nicht erst Regenwasser ins Haus fließen kann, lässt die AWG derzeit ihren Elfgeschosser in der Würzburger Straße 44 bis 48 von oben wetterfest machen lassen.
Der Dachdeckerbetrieb Schmuck aus Zella-Mehlis ist seit mehr als drei Wochen am Wirken. Zunächst mussten die alten Bitumenbahnen, die sich im Laufe der Zeit gelöst hatten, entfernt werden. Danach wurde die Fläche gereinigt. Um anschließend neue Sanierungsbahnen aufschweißen und rings um die Lüftungsanlagen und Dachaufbauten alles abdichten zu können. Zudem werden an den Randbereichen neue Bleche angebracht.

Vorschriften der Berufsgenossenschaft
Nur noch wenige Tage sind die Dachdecker auf diesem Gebäude zu Gange. Arbeiten in solchen Höhen sind sie durchaus gewohnt. Das sei nichts Ungewöhnliches, sind sich Michael Dumke und Torsten Papra einig. Aber gelegentlich haben auch die sattelfestesten Männer menschliche Bedürfnisse. Damit sie nicht jedes Mal, wenn die Blase drückt, extra das Dach verlassen müssen, wurde per Kran ein Dixi in 35 Meter Höhe befördert. In der Nachbarschaft sorgt genau dieses blaue Objekt für nicht immer ernst gemeinte Fragen. So mancher Anwohner würde zu gerne wissen, wie das da oben ist, wenn der Wind so richtig pustet. Schaukelt dann vielleicht auch mal das Teil? Und nutzen die Männer das Ding nun wirklich oder verzichten sie großzügig auf das Angebot? Das Dixi gehört übrigens ebenso zu den Vorschriften der Berufsgenossenschaft wie das Gerüst, das während der Arbeiten rings um das Dach aufgestellt werden musste. Selbst der Außenzugang, auch Treppenturm genannt, steht so im Regelwerk, das einzuhalten ist. „Er wird tatsächlich nur sehr selten mal genutzt“, weiß Andreas Näder, der technische Vorstand der AWG Suhl. Normalerweise fahren die Arbeiter bis zur zehnten Etage mit dem Fahrstuhl, laufen noch eine Etage höher und nutzen dann die Dachluke als Ein- und Ausstieg. Zu den Sicherheitsvorgaben gehört zwischenzeitlich auch, dass auf dem Dach so genannte Sekuranten gesetzt werden. Zu gut Deutsch handelt es sich dabei um Absturzsicherungen für die Arbeiter. Die Anwohner nehmen indes die Geräuschkulisse, die auf Grund der Arbeiten nicht zu vermeiden ist, mit Geduld hin. „Wir haben im Vorfeld alles mit den Mietern abgesprochen“, sagt Andreas Näder. „Außerdem werden in der Mittagszeit die Ruhezeiten eingehalten.“ Nicht zuletzt ist ein Ende des Einsatzes absehbar. „Wir werden noch in dieser Woche fertig“, sind sich die Dachdecker ziemlich sicher. Gegenwärtig sind zwischen drei und fünf Leute täglich im Einsatz. Nur dann, wenn der Wettergott, so wie in den vergangenen Tagen, dicke Regenwolken schickt, ruht die Baustelle. Dann müssen auch die wetterfesten Jungs passen.

Sechsstelliger Betrag
Alle 25 bis 30 Jahre sei es übrigens nötig, das Dach eines solchen Wohnhauses zu erneuern, verrät Andreas Näder. Allein für einen Elfgeschosser wie in der Würzburger Straße fällt dafür ein sechsstelliger Betrag an. Einer der sich sicherlich lohnt. Denn: „Die Witterungsverhältnisse sind in den vergangenen Jahren extremer geworden. Da muss ein Dach mitunter mehr aushalten können als in der Vergangenheit“, erklärt der AWG-Vorstand. In den nächsten Tagen wird nun also erneut der Kran zum Einsatz kommen. Er muss alles das aus der Höhe wieder nach unten befördern, was nicht mehr gebraucht wird. Das reicht vom Dachgerüst über nicht benötigtes Material bis hin zum Dixi. Denn bis zur nächsten geplanten Dachsanierung, in vielleicht 25 Jahren, braucht es dort oben nun wirklich nicht auszuharren.

Foto: Karl-Heinz Frank

Dachsanierung
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