Presse - Artikel aus dem Freien Wort vom 22.11.2024
Abstraktes voller schnörkeloser Stärke

Von Heike Hüchtemann.

Er ist nicht der Mann, der sich im Rampenlicht am wohlsten fühlt. Volker Krieck ist eher vom ruhigen, vom unauffälligen Schlag. Seine Bilder allerdings sind es nicht. Die strahlen Stärke aus. Selbstbewusstsein. Gedanken, die nicht an der Oberfläche zu finden sind. Sie strotzen geradezu vor Farbe. Alles in allem sind es 56 Bilder, die der 63-jährige Suhler in den Räumen der AWG-Geschäftsstelle platziert hat. Bilder, die Volker Krieck unter der Überschrift „Abstrakt“ versammelt. Bilder, die Vertrautes in einem neuen Licht erscheinen lassen. Den Weg zum Zella-Mehliser Ruppberg hinauf, den Weg hinab und das Plateau zum Beispiel. Krieck hatte einen schönen Sonntag für einen Ausflug auf den Berg genutzt – freilich mit dem Skizzenbuch in der Tasche. Kaum wieder zu Hause flossen ihm die Bilder geradezu aus der Hand. „Das war so ein Sonntag, der ein wahrer Sonn-Tag und unglaublich ergreifend war. Das musste ich festhalten.“ Auch auf diesem Bilder-Trio stechen die kräftigen Farben hervor und die abstrakt aufgebrachten Striche, die Ruppberg-Kenner sehen lassen, auf welche Reise der Künstler sie gerade mitnimmt. Striche, die auf Anhieb sitzen und ohne Schnörkel auskommen müssen. So auch bei den Bildern, die Steinweg-Ansichten und andere Achsen in Suhl neu interpretieren. Oder bei jenen, auf denen er einfach mal Farbreste aufgetragen hat, aus denen dann beispielsweise ein Waldweg hervorlugt. Und immer wieder finden sich neben den Linien Dreiecke und Kreise, deren Ensemble Klarheit schafft und zugleich eine Art Verspieltheit rüberbringt. Geometrie sei schon immer sein Ding gewesen, sagt Volker Krieck. Und Künstler wie Kandinsky oder Miró haben sicher auch ihre Einflüsse auf die Arbeiten des Suhlers. „Ich kopiere sie nicht, aber ihre Arbeiten gefallen mir unglaublich gut.“

Dabei war die künstlerische Laufbahn des Volker Krieck nicht von Anfang an von Abstraktem gerägt. Als er – damals 20 Jahre jung – die Malerei im Kopf hatte und 1985 schließlich der Künstlergruppe „Permanentgrün“ mit Frank Rothämel, Michael Kühn, Ria Deichmüller und Hans Joachim Stürmer als Gründungsmitglied beitrat, malte er mit Stiften und Ölfarbe ganz Realistisches aus Natur und Landschaft. „Das war gut und schön, aber irgendwie doch nicht meins“, gesteht Volker Krieck. Er wandte sich dem Abstrakten zu, was er mit den Farben regele, wie er sagt. Mit kräftigen Farben. Schließlich sei er auch ein kräftiger Typ. Einer, der auf Kraft setze. Auf Kraft, die er von klein auf brauchte, um seine Kindheit, die im Heim und bei Pflegeeltern stattfand, irgendwie zu leben. Der Zufall malt manchmal auch mit. Vor diesem Hintergrund hat das Malen für ihn, der sich längst seinen eigenen Weg über die Ausbildung zum Instandhaltungsmechaniker und zum Werbe- und Gebrauchsgrafiker sowie mit einer eigenen Familie, zu der zwei Töchter und vier Enkel gehören, erkämpft hat, auch heute noch therapeutische Züge. Da ist der Kreis des Lebens. Da sind Harmonien, nach denen er sich als Kind gesehnt haben mag. Da sind Spiele der Farben, die vermeintlich nicht zusammenpassen und doch eine ganze Menge zu erzählen vermögen. Dabei arbeitet auch der Zufall immer mal mit. Wenn ein Karton-Schnipsel auf das Bild fällt oder wenn sich Stücke aus Jute-Säcken ihren Platz auf den Bildern erobern.

Volker Krieck kann seine Werke aber auch leise sprechen lassen – mit sparsam eingesetzter Farbe, mit filigranem Strich. So wie bei der Suhl-Serie zum Beispiel, die stilisierte, überspitzte Berge zeigt, die sich beim näheren Betrachten als Domberg oder Ringberg zu erkennen geben. Auf einem Bild blitzen Windräder durch den Wald. „Hoffentlich passiert das nie“, bangt der Künstler. Anderes aber kann gern passieren. Zum Beispiel, dass sein neues Hobby – das Töpfern, vor allem von kunstvoll designten Schalen und figürlichen Dingen – ebenso erstaunliche Früchte trägt wie das Malen. Oder auch, dass sein Enkel Felix Kupfer (13) zur Vernissage die musikalische Umrahmung am Klavier übernimmt – mit Queen-Titeln und eigenen Kompositionen. Und dass Dieter Kiehle, mit dem er in der Künstlergruppe „Permanentgrün“  zusammenarbeitet, die Laudatio zur Vernissage hält. Und gern auch, dass die Ausstellung ihr Publikum findet.

→ Die Ausstellung „Abstrakt“ von Volker Krieck ist bis April in den Räumen der AWG „Rennsteig“ eG
Montag bis Mittwoch von 9 bis 15 Uhr sowie am
Donnerstag von 9 bis 18 Uhr zu sehen.

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