Abschied mit Häppchen und großen Worten
Von Georg Vater.
Von einem „gewaltigen Wechsel“, „großen Fußstapfen“, „hoher Professionalität“ ist die Rede: Am Dienstag wurden mit Frank Brösicke und Fred König die langjährigen Vorstände der AWG „Rennsteig“ Suhl mit großem Bahnhof in den Ruhestand verabschiedet.
Es könnte kaum einen besseren Ort geben für die Verabschiedung zweier solch visionärer Männer wie Frank Brösicke und Fred König als das Restaurant „Sedici“ über den Dächern der Stadt. Von hier oben hat man einen fantastischen Rundblick über Suhl, die Straßen, Bauten und Plätze, die Wohngebiete. Wohngebiete, die auch viele Häuser der AWG Wohnungsbaugenossenschaft „Rennsteig“ mitprägen. Oder – wie im Falle von Suhl-Nord – mitgeprägt haben. Gerade dort ist der Wandel, der mit einem dramatischen Wohnungsabriss einherging, am deutlichsten sichtbar. Brösicke und König haben als kaufmännischer und als technischer Vorstand der AWG die Weichen für diese Entwicklung der Stadt und ihres Wohnungsbestandes mit gestellt. „Mit Ehrgeiz, Elan und hochgekrempelten Ärmeln“, wie Aufsichtsratsvorsitzender Harald König sagt. „Beispielhafte Management-Leistung“ Und mit manch unpopulärer, aber wirtschaftlich notwendiger Entscheidung – wie eben jener aus dem Jahr 2005, bis 2025 alle Wohnblocks in Suhl-Nord abgerissen zu haben. „Da hat der Vorstand Rückgrat bewiesen. Das nötigt allergrößten Respekt ab“, würdigt König die Arbeit, ja das Lebenswerk, der scheidenden Vorstände. Nur so habe die AWG ihre wirtschaftliche Basis erhalten, um parallel zu den Abrissen solch ambitionierte Neubauprojekte wie im Pfiffergrund oder in der Aue I mit 108 neuen Wohnungen realisieren zu können. Von 7383 Wohnungen nach der Wende zählt die Genossenschaft heute noch 3300 Wohnungen, von 120 Mitarbeitern gibt es heute noch 22 in der AWG und 26 in der ausgegründeten Tochtergesellschaft Rennsteig Gebäudeservice. Der in den 1990er Jahren bei toxischen weit über 40 Prozent liegende Leerstand liegt heute bei knapp 13 Prozent. Die Genossenschaft steht trotz riesengroßer Herausforderungen auf wirtschaftlich sicherem Fundament. „Das ist in Suhl, dem wohl schwierigsten Immobilienmarkt in ganz Deutschland, eine ganz große, ja beispielhafte Management-Leistung“, findet Immobilienexperte und Dozent Friedrich Hermann Superlative für das Wirken von Brösicke und König. Er begleitet die Genossenschaft seit 25 Jahren als Berater. „Für mich ist das Management der AWG ein positives Paradebeispiel in einem schwierigen Markt.“ Zwischen Gulaschsuppe, Häppchen und musikalischen Einlagen gibt es bei der Verabschiedung, zu der neben rund 100 geladenen Gästen aus Finanzwelt, Wirtschaft, Handwerk und Politik unter anderem Schmalkalden-Meiningens Landrätin Peggy Greiser, Suhls Oberbürgermeister André Knapp, Oberhofs Bürgermeister Daniel Fischer und der Zella-Mehliser Beigeordnete Marco Bader sowie der Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen, Ralf Pieterwas, gekommen sind, auch feuchte Augen, als Frank Brösicke seiner Ehefrau dankt. 42 Jahre sind sie verheiratet, haben sechs Kinder und mittlerweile neun Enkel. „Sie hat mir immer den Rücken freigehalten“, sagt er. Nach 40 Jahren gehe er ohne Wehmut, doch voller Dankbarkeit für die vielen Jahre der guten Zusammenarbeit mit der Genossenschaft, dem Aufsichtsrat und vielen, vielen Partnern in den Ruhestand. „Mit nachhaltiger, ganzheitlicher Sicht“ So sieht es auch Fred König, der 1994 zum technischen Vorstand berufen wurde und sich nun nach 30 Jahren in Richtung Ruhestand aufmacht. „Wir haben in den vielen Jahren wohl mehr richtig als falsch gemacht“, zieht er ein bescheidenes Fazit. „Sein hoher technischer Sachverstand und seine organisatorischen Fähigkeiten zeigen sich im heutigen sehr guten Zustand unserer Wohnungen und Anlagen“, würdigt Vize-Aufsichtratsvorsitzender Jens-Uwe Heß sein Wirken. Fred König sei für manches Unternehmen nicht unbedingt ein bequemer Partner gewesen. „Aber er hatte immer eine nachhaltige, ganzheitliche Sicht auf die Belange der Genossenschaft.“ Von „entscheidenden Weichenstellungen“ für den Stadtumbau spricht Oberbürgermeister André Knapp in seinen Dankesworten. „Die AWG war in all den Jahren ein wichtiger und verlässlicher Partner bei der Stadtentwicklung, auch und gerade dank Frank Brösicke und Fred König“, würdigt er die Leistung der angehenden Pensionäre, die ab 1. Oktober mit Thomas Brösicke als kaufmännischem Vorstand und und Andreas Näder als technischem Vorstand, nach einem bundesweiten Bewerbungsverfahren, kompetente Nachfolger gefunden haben. „Die Besten“, bringt es Harald König auf den Punkt.